Auch wenn es eigentlich garnicht so schwer ist: wer eine Blühwiese anlegen will, der muss einiges beachten um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Unser Ziel ist letztlich, die Artenvielfalt zu schützen. Ob dies über den Weg einer Blühpatenschaft geschieht oder wir hier jemanden ermutigen, selbst eine Blühwiese anzulegen ist letztlich zweitranging: beides hilft Mutter Natur.
Um hier dem ein oder anderen zur eigenen Blühwiese zu verhelfen, teilen wir unser Wissen aus Gesprächen mit zahlreichen Experten sowie unsere eigene Erfahrung. Im Folgenden kannst Du etwas erfahren über alle Schritte die wichtig sind. Von der Vorbereitung, Standortfaktoren und Einsaat bis hin zur Pflege und wichtigen Details: wir möchten, dass deine Blühwiese ein Paradies für die Artenvielfalt wird.
UPDATE 2023: Da uns immer wieder Anfragen zum Saatgut erreichen: wir setzen auf heimisches Saatgut (mehr weiter unten im Text). Wer jedoch Saatgut nicht wie wir säckeweise und für mehrere 100 EUR kaufen möchte, der kann auch mit kleinen Gebinden arbeiten, die es schon für unter 20 EUR gibt. Wichtig ist jedoch, dass es heimische Arten sein sollten. Den meisten Insekten ist nicht geholfen, wenn Blühmischungen aus dem Baumarkt exotische Neophyten enthalten.
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Jeder mag gerne Sonne. Bei der Blühwiese ist das nicht anders, weshalb wir auf eine sonnige Lage achten. Es gibt nur wenige Flächen die sich nur schlecht eignen. Gemeinsamen haben die weniger geeigneten Flächen eine schattige Lage, und eher nasse und torfige Böden. Auch sehr stark verdichtete Böden sind kritisch für das Anlegen einer Blühwiese. Unkritisch ist es hingegen, wenn deine Blühwiese nicht den ganzen Tag über Sonne abbekommt. Das ist bei Waldrandlagen oder im heimischen Garten öfter der Fall. Solange deine Blühwiese zumindest stundenweise die Sonne sieht, ist der Standort geeeignet.
Im Idealfall grenzt die Blühwiese nicht direkt an ein Feld mit Monokultur. Es besteht sonst die Gefahr, dass die dort ausgebrachten Pestidizide und Herbizide negativ auf die natürliche Blühwiese einwirken.
Wenn in der Nachbarregion sehr dominante Grässer beheimatet sind (ein Beispiel wären Winden oder Weißklee), kann es passieren, dass die Blühwiese mittelfrisitig von diesen Grässern durchwuchert wird. Das wiederrum wirkt der Artenvielfalt entgegen – mehr dazu weiter unten im Text. Es kann dem Start der Blühwiese helfen, wenn Du anfangs besonders dominante Grässer und Unkräuter händisch entfernst. Ein sehr dominantes Unkraut ist beispielsweise das Klettenlabkraut. Du kannst dieses Kraut recht einfach erkennen. Die Stängel und Blattoberseiten sind mit kleinen borstenartigen Kletten versehen. Das ist auch der Grund weshalb das Kraut leicht an deiner Kleidung haften bleibt.
Übrigens: ein häufiger Trugschluss ist, dass eine Blühwiese möglichst nährstoffreiche Böden bevorzugt. Das Gegenteil ist jedoch der Fall! Deshalb eigen sich für das Anlegen einer Bühwiese vor allem lehmige und sandige Böden. Als Orientierung kannst Du dir merken, je nährstoffärmer desto besser für das Gedeihen der Blühlfäche.
Nährstoffarme Verhältnisse können in der Vorbereitung der Aussaat begünstigt werden, indem nach dem Mähen der Wiese das so genannte Mahdgut (also die abgemähte Biomasse) abgetragen wird. Dies kann zusätzlich unterstützt werden, indem der nährstoffreiche Oberboden entfernt wird. Wenn der Untergrund sehr sandig ist, kann durch tiefes Umpflügen der Sand nach oben gefördert werden. Die nährstoffreiche Humusauflage wird dabei durchgemischt und ausgemagert.
Wir haben schon häufig die Frage erhalten, weshalb wir bei unseren Blühwiesen überhaupt Saatgut verwenden? Denn eigentlich wollen wir ja eine natürliche Wiese schaffen. Das ist eine nachvollziehbare Frage, die wir gerne einmal beantworten möchten.
Wenn wir eine Blühwiese anlegen, helfen wir mit regionalem Saatgut der Artenvielfalt gewissermassen einmalig auf die Beine. Bei unseren mehrjährigen Wiesen greifen wir der Natur unter die Arme mit einer vielfältige Mischung aus Kräutern, Grässern und Blühpflanzen. Wir setzen dabei auf regionale zertifiziertes Saatgut, bspw. von Saaten Zeller und der Fa. Rieger Hofmann. Würde diese „Impfung“ nicht erfolgen, wäre die brachliegende Fläche lange nicht so artenreich. Denn Dominante Pflanzen würden dann schnell die Oberhand gewinnen und wertvolle Arten verdrängen.
Es gibt allein in Deutschland mehr als 20 unterschiedliche Saatgut Zonen. Das Gespräch mit einem Experten ist bei der Auswahl des Saatguts deshalb unersetzlich. Mit unspezifischen Mischungen, wie man sie im Baumarkt kaufen kann, sind die Ergebnisse meist verhalten. Denn leider wird dort das Saatgut nicht auf regionale Gegegebenheiten wird.
Es dürfen mindestens 30, besser sogar 40-50 unterschiedliche Arten in der Saatmischung beinhaltet sein. Je artenreicher, desto besser. Denn damit kann die Blühwiese vielfältigen Lebensraum spenden. Die namhaften Hersteller achten auf eine gute Durchmischung ihrer regionalen Saatguts. Das bedeutet, die Arten sind so durchmischt, dass während der gesamten Blühperiode Pflanzen wachsen. So finden Insekten über einen möglichst langen Zeitraum wertvolle Nahrungsquellen durch Nektar und Pollen.
Ein gutes Beispiel für eine vielfältige Zusammensetzung ist die Mischung „Blühende Landschaft“ von Rieger und Hofmann. Dort sind 40% Wildblumen und 60% Kulturpflanzen enthalten. Insgesamt findest Du in einer solchen Mischung 48 Pflanzenarten.
So wie Menschen bei Ihrer Ernährung Vorlieben haben, ist es auch bei Insekten. Viele Fluginsekten wie Bienen und Hummeln haben sich über Jahrtausende an heimische Pflanzen gewöhnt. Das bedeutet, diese Insekten fliegen bewusst Pflanzen an, die Ihnen dem Aussehen und dem Duft nach bekannt sind. Was passiert also, wenn gebietsfremde Arten ausgesäht werden? Dann werden diese Arten von den regional beheimateten Insekten nicht angeflogen. Das ist deshalb so, weil die heimischen Insekten mit gebietsfremden Pflanzen schlicht ins anfangen können. Stell dir vor Du bist in Fernostasien. Dort würdest Du vermutlich auch nicht jede essbare Frucht und jedes Gemüse erkennen.
Genau so ist es auch bei heimischen Insekten. Insektenarten sind deshalb immer Standort bezogen zu betrachten. Das Saatgut muss dabei auf die Nahrungsaufnahme der regional natürlich vorkommenden Arten abgestimmt sein.
Wie anfangs bereits geschrieben: wer eine Blühwiese anlegen will, muss einiges beachten 🙂 Saatgutmischungen lassen sich neben der Region auch in ein- und mehrjährige Mischungen unterteilen. Die einjährigen Mischungen sind tendentiell eher für die Generalisten unter den Insekten geeignet. Das sind Insekten, die weniger spezifische Ansprüche an Ihre Umweltbedingungen haben. Spezialisierte Arten reagieren dagegen besonders intensiv auf Veränderungen der Umwelt, weshalb sie tendentiell auch stärker bedroht sind.
Landwirte müssen bereits frühzeitig mit der Planung für das kommende Jahr beginnen. Deshalb ist eine rechtzeitige Koordination mit den Flächennutzern und dem Besitzer sehr wichtig. Aus diesem Grund sind die Blühpatenschaften die von uns im Sommer und Herbst angenommen werden oft auf Blühflächen in der kommenden Saison bezogen.
Wo wir von Planung sprechen: eine insektenfreundliche Umgebung ist für uns sehr wichtig. Deshalb planen wir je nach Lage und Möglichkeit auch Gehölz- und Steinflächen mit ein. Die heimische Tierwelt findet dort gute Möglichkeiten um zu Überwintern.
Beim Ausbringen des Saatgutes empfiehlt es sich, die Hinweise des Herstellers genau durchzulesen. Um ein sauberes Saatgutbett zu schaffen, sollte die Fläche vorbereitet werden. Du stellst so eine ideale Beschaffenheit des Bodens sicher.
In den meisten Fällen wird zunächst die Grasnarbe auf der Wiese abgeschält. Bei großen Flächen kann dabei auch eine maschinelle Fräse zum Einsatz kommen. Diese befreit das Saatbett von größeren Grasbüscheln. Im Anschluss wird der Boden in der Regel noch gelockert. Erst dann wird das Saatgut ausgesäht. Nach der Einsaat wird der Boden dann wieder verdichtet.
Die Angaben des Herstellers geben Auskunft, wie dicht das Saatgut auszusäen ist – also: , wie viel Gramm Saatgut auf einen Quadratmeter Fläche kommen. Diese Angaben sind individuell, häufig genügen jedoch 1 bis 2 g/m². In Abhängigkeit der Zusammensetzung des Saatguts sind das 1.000 – 4.000 Samenkörner pro Quadratmeter. Viel hilft dabei nicht immer viel: wer es mit dem Saatgut zu gut meint und zu viel aussäht, der schafft einen hohen Konkurrenzdruck unter den Wildblumen und Grässern.
Vermutlich eine der Fragen, die uns am häufigsten gestellt wird: muss die natürliche Blühwiese denn überhaupt gemäht werden. Denn schließlich soll doch der menschliche Einfluss so minimal als möglich sein? Wir haben uns deshalb entschieden, diese Frage in unserem Blog zu beantworten. Die kurze Zusammenfassung daraus findest Du hier.